2015

Ein unwiederbringlicher Verlust für das Stadtbild im Hamburger Osten ist der Abriss des Backsteinensembles Am Elisabethgehölz, Chapeaurouge- und Curtiusweg in Hamburg-Hamm - von seinen Bewohnern liebevoll ‚Elisa‘ genannt. Eine Bürgerinitiative hatte intensiv gegen den Abriss gekämpft, aber vergeblich: 2015 kamen die Abrissbagger.

Der Wohnblock wurde Ende der 1920er Jahre errichtet und nach Kriegszerstörungen wieder aufgebaut. Seine historische, durch sechs Runderker gegliederte Backstein-Fassade prägte den vom Krieg stark in Mitleidenschaft gezogenen Stadtteil Hamm. 2011 jedoch wurde bekannt, dass die Eigentümerin des Gebäudes, die "Vereinigte Hamburger Wohnungsbaugenossenschaft", den Bau aus bauphysikalischen Gründen abreißen wollte. Diese Gründe wurde später von Fachleuten in Frage gestellt und eher wirtschaftliche Motive als Grund für den Abriss vermutet.

Das Denkmalschutzamt hatte eine Unterschutzstellung der Klinkerbauten abgelehnt. Zu groß sei der durch Krieg und Wiederaufbau verursachte Verlust an Originalsubstanz. Auch konnte das Amt, so hieß es in einer Stellungnahme, keine „Denkmaleigenschaft aufgrund historischer Bedeutung und/oder zur Wahrung charakteristischer Eigenheiten des Stadtbildes“ erkennen.

Zahlreiche Hamburger BürgerInnen, darunter auch Fachleute aus den Bereichen Baugeschichte und Architektur, konnten dieses Urteil nicht nachvollziehen. Ein „großer Verlust für die Backsteinstadt Hamburg“ sei der Abriss Elisas nach Auffassung der Hamburgischen Architektenkammer. Und die Gustav-Oelsner-Gesellschaft sah darin einen „Schlag ins Gesicht aller derjenigen, die sich seit Jahren für den Erhalt der ‚roten Stadt Hamburg‘ engagieren und dafür kämpfen.“ Der Forderung nach Erhalt der Wohnanlage Elisa durch ihre Anerkennung als Denkmal schlossen sich nicht nur der Denkmalrat, sondern auch der Denkmalverein, die Fritz-Schumacher-Gesellschaft sowie die 21 Hamburger Geschichtswerkstätten an, ebenso wie der damalige Oberbaudirektor Jörn Walter.

Der befürchtete Dominoeffekt des Abrisses von Elisa ist inzwischen eingetreten: In unmittelbarer Nachbarschaft, im Stadtteil Horn, werden gerade zwei weitere Backsteinkomplexe desselben Architektenbüros abgerissen, das auch Elisa entworfen hat. Hamburgs rotes Gesicht droht Stück für Stück zu verblassen. Zugleich machen diese Beispiele deutlich, dass es höchste Zeit für eine Reform der bauwirtschaftlichen Rahmenbedingungen ist: In Zeiten des Klimawandels darf es sich nicht länger rechnen, dass Gebäude als Wegwerfprodukte missbraucht werden. Stattdessen sollten die ökologischen Kosten von Abriss und Neubau mit eingepreist werden, damit funktionsfähige Altbauten generell als Ressourcenspeicher und zur Vermeidung neuer CO2-Verbräuche erhalten und weitergenutzt werden.

Fotos: Christian Hartmann