2008
Ein einzigartiges Dokument der Industrialisierung im Hamburger Hafen wurde abgebaut: Die fast 100 Jahre alte Wassertreppe 51, die am Moorfleeter Deich in die Billwerder Bucht ragte. Ein schwacher Trost: Heute erfüllt sie an einer anderen Stelle ihre ursprüngliche Funktion.
Die Wassertreppe 51 ist 1912 entstanden als Landungssteg, der ursprünglich den Binnenschiffern einen von Eisgang unabhängigen Zugang zum Land ermöglichen sollte. Sie war die letzte der ursprünglich drei historischen Wassertreppen in der Billwerder Bucht. Sie galt außerdem als letzte vollständig im Original erhaltene Wassertreppe im Hamburger Hafengebiet.
Für die Binnenschiffahrt hatte die Treppe zu Beginn des 21. Jahrhunderts kaum noch Bedeutung, allerdings diente der angeschlossene Ponton drei Hausbooten als Liegeplatz. Im Januar 2008 sperrte die Hamburg Port Authority HPA die Treppe wegen Baufälligkeit. In den folgenden Wochen und Monaten fand eine rege Diskussion um die Zukunft des Bauwerkes statt. Die HPA wollte die Konstruktion abreissen, weil die Sanierungskosten ihrer Ansicht nach in keinem Verhältnis zum wirtschaftlichen Nutzen der Anlage stünden. Das im Denkmalschutzgesetz festgeschriebene Gebot der "wirtschaftlichen Zumutbarkeit" gilt jedoch nicht für die Stadt bzw. städtische Unternehmen, weswegen einer Zerstörung der Treppe nicht zugestimmt wurde. Schließlich einigte man sich auf einen Abbau und möglichen Wiedereinbau an einer anderen Stelle.
Heute werden die Brückenelemente als Zugang zu den ehemaligen Zollpontons Entenwerder 1 verwendet, auf dem ein Café zu Imbissangeboten und weitem Wasserblick einlädt. Diese Weiternutzung der Brücke ist zwar erfreulich, kann aber nicht wirklich über den Verlust von Widerlager, Treppe und authentischer Lage hinwegtrösten. Bis heute vermissen viele Rothenburgsorter die Anlage in der Billwerder Bucht.
Foto: Helmuth Barth