2021

Quasi über Nacht ist der Stadtteil Osdorf um ein Kleinod ärmer geworden: Die Immobilienentwickler Bastian Grell und Christian Kröncke haben ein hundertjähriges Gebäude abreißen lassen, weil sie Neubauten errichten wollten.

Die Immobilienentwickler Grell & Kröncke haben Anfang 2021 das großzügige Grundstück Ecke Polostraße/Heimburgstraße gekauft, um darauf vier Neubauvillen zu bauen. Auf dem Grundstück befand sich jedoch noch ein seltenes "Chauffeurshäuschen" mit Backsteinmauerwerk und Reetdach. Diese Baugattung entstand in der Anfangszeit des Automobilismus, als der Besitz eines Autos noch einen großen Luxus darstellte, für den man einen eigenen Fahrer benötigte, der das Auto kontinuierlich instandhielt und fuhr.

Der aufmerksamen Nachbarschaft war das ungewöhnliche Gebäude aufgefallen, und sie sammelte Unterschriften und bat das Denkmalschutzamt, es auf seine Denkmalwürdigkeit hin zu überprüfen, worüber ein Nachbar auch die Projektentwickler informierte. Bevor das Amt jedoch eine Entscheidung zur Schutzwürdigkeit fällen konnte, ließen die neuen Bauherren das Gebäude abreißen. Ein solches Vorgehen ist für die Hansestadt durchaus bemerkenswert, insbesondere weil die beiden Projektentwickler sich auf ihrer Homepage zumindest bis zum Jahr 2022 auf die "Werte und Tugenden Hamburger Kaufleute" berufen haben.

Es sei „sehr bedauerlich, dass das Ergebnis dieser Prüfung nicht abgewartet wurde“, sagte Enno Isermann, Sprecher der Kulturbehörde laut Elbe Wochenblatt. Man hätte mit dem Unternehmen durchaus einen gemeinsamen Weg hätte finden können, bei dem Neubau und Erhalt des Gebäudes miteinander vereinbart worden wären. Laut Angabe der Behörde war jedoch keine Strafe möglich, weil das Gebäude noch nicht unter Denkmalschutz stand. Es bleibt sehr zu hoffen, dass die Immobilien-Entwickler Grell & Kröncke in Zukunft keine Verantwortung mehr für historische Bauten dieser Stadt übertragen bekommen.