2017
Mitten im Industriegebiet an der Bille, am Billbrookdeich 167-171, stand bis 2017 eine historische Metallfabrik mit einer Villa und insgesamt drei Hallen.
Der Senat stimmte der Abrissgenehmigung für die Denkmäler zu, damit die ECE hier ein neues Logistikzentrum für den Hermesversand bauen konnte. Dem Vernehmen nach hätte es mit dem „Verkehrsübungsplatz“ ein alternatives Grundstück für die ECE gegeben, das der Senat jedoch als Industriefläche vorhalten wollte. Auf dem Gelände ist inzwischen eine ca. 9.000 m² große Logistikhalle und ein ca. 2.900 m² großes Büro-, Technik- und Sozialgebäude entstanden.
Die abgerissenen Gebäude waren 1912-1914 vom Architekten- und Ingenieurbüro Gustav Kraus geplant und errichtet worden für die Kupfer- und Messingblechfabrik „Hamburger Metall-Walzwerk von George Dittmann & Co“. Sie bestanden aus einer Direktorenvilla sowie einer mittelgroßen und zwei großen Backstein-Hallen samt Schmelzofengebäude. Die Außenarchitektur war aufwendig gestaltet und inszenierte zugleich sichtbar die Konstruktion des Industriebaus, wie es für die Zeit typisch war. Typische war zudem die Verwendung von Backsteinen und die symmetrische, schlichte Ausführung der Fassaden. Das Tragwerk bestand aus Stahlträgern und -Fachwerken, damit man in den Hallen möglichst große Spannweiten erzielen konnte.
Die Gebäude besaßen einen weitgehend guten Erhaltungszustand (bis auf die Dächer, durch die es durchregnete) und wurden auch im Zuge von technischen Erneuerungen nicht beeinträchtigt. Damit dokumentierten sie anschaulich die Fabrikarchitektur der Zeit kurz vor dem Ersten Weltkrieg. Zugleich waren sie ein bedeutendes Zeugnis Hamburger Industriegeschichte, die sich stark auf den Bereich südöstlich der Innenstadt konzentrierte und in mehreren Fällen vom Büro Gustav Kraus als Architekt geprägt war. Die Gebäude waren erst 2005 unter Denkmalschutz gestellt worden aus bau-, technik- und stadtgeschichtlichen Gründen sowie zur Bewahrung charakteristischer Eigenheiten des Stadtbildes. Neben dem Denkmalverein hat auch der Denkmalrat die Abbruch-Entscheidung des Senats in einer Stellungnahme stark kritisiert.
Die untenstehende Bildergalerie zeigt den Verfall der Gebäude 2013 und 2017.
Fotos: Johann-Christian Kottmeier, Kristina Sassenscheidt