2015

Im Dezember 2015 ist mit dem Abriss des Hochbunkers Eidelstedter Weg 10 begonnen worden. Er stand unter Denkmalschutz und galt als der letzte, noch weitgehend im Originalzustand des Zweiten Weltkrieges erhaltene Hochbunker in Hamburg.

Bis zum Kriegsende im Mai 1945 wurden in Hamburg etwa 80 Hochbunker erbaut, von denen heute noch etwa 40 vorhanden sind. Doch die erhaltenen Bunker sind alle für neue Nutzungen umgebaut worden, und dabei ist die historische Einrichtung und Ausrüstung an vielen Stellen verloren gegangen. Der 1940/41 erbaute und nach dem Krieg bis 2003 als Lager genutzte Hochbunker am Eidelstedter Weg war dabei die große Ausnahme. Die technische Ausstattung war hier noch fast vollständig erhalten und sogar größtenteils bis zuletzt betriebsbereit.

Dennoch durfte der Bunker nach einer Entscheidung des Senates und gegen den Willen des Denkmalschutzamtes abgebrochen werden. Hintergrund war eine geplante Werkserweiterung der benachbarten Firma Beiersdorf. Hierfür wurde nach Aussage des Unternehmens das Gelände eines ebenfalls angrenzenden Spielplatzes benötigt. Nach Auffassung des Bezirksamtes Eimsbüttel musste daher der Bunker abgerissen werden, um auf seiner Fläche einen neuen Spielplatz anlegen zu können.

Der Denkmalverein hat sich gemeinsam mit dem Verein Hamburger Unterwelten, der in dem Bunker regelmäßig historische Führungen angeboten und sogar ein Kinder-Vermittlungsprojekt entwickelt hatte, vehement für den Erhalt dieses einzigartigen Bauwerkes eingesetzt – leider erfolglos. Hamburg hat damit den wohl letzten authentischen Ort verloren, der an die Schrecken des Luftkrieges, aber auch an die Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten erinnerte.

Auf Betreiben des Denkmalschutzamtes und des Vereins Hamburger Unterwelten konnten vor dem Abriss zumindest einige historisch wertvolle Teile, u.a. eine komplette Lüftungsanlage aus dem Jahr 1941 geborgen werden. Außerdem wurden in einem aufwändigen Verfahren einige originale Wandbilder abgetragen und gesichert (siehe Bildergalerie). Die Wandbilder zeigen alte Berufe, Hamburger Originale und Stadtansichten. Sie sind betont friedlich, harmlos, fast idyllisch und naiv angelegt und stehen damit in krassem Kontrast zu dem Bauwerk und seinem Hintergrund. Derartige Bilder sind auch aus anderen Schutzräumen bekannt, in Hamburger Hochbunkern aber sonst nicht mehr erhalten. Nicht zuletzt wegen der Bilder stand der Bunker unter Denkmalschutz. Die geborgenen Bilder und Ausrüstungsteile warten nun eingelagert in einem anderen Hochbunker darauf, der Öffentlichkeit irgendwann einmal an anderer Stelle wieder präsentiert werden zu können.

Wir danken Michael Berndt von "Hamburger Unterwelten e.V." für Text und Bilder.