2023

Der Gebäudekomplex mit der ungewöhnlichen Betonfassade wurde 1970 im Auftrag der Beiersdorf AG errichtet und trotz Denkmalschutz für eine Werkserweiterung abgerissen.

Die Beiersdorf AG ließ 1970 vom Stuttgarter Architekturbüro Siegel, Wonneberg und Partner ein Forschungszentrum an der Troplowitzstraße 15 (Ecke Wiesingerweg) errichten. Der Gebäudekomplex bestand aus einem Labor-, Bibliotheks- und Vortragsgebäude, die aus baukonstruktiven und gestalterischen Gründen sowie städtebaulichen und historischen Gründen unter Denkmalschutz standen.

Das historische Laborgebäude bestand aus Stahlbetonfertigteilen mit tragenden Außenwänden aus markanten Tafelelementen, die an den lang gestreckten Längsseiten der zwei horizontal verschobenen Gebäudescheiben skulpturale Wandansichten hervorbrachten (siehe Bildergalerie). Es gab vier verschiedene Typen von Fassadenplatten, an denen sich die sowohl die Nutzung als auch die Gebäudekonstruktion des Laborgebäudes ablesen ließen. Ein Brückenbauwerk verband das Labor mit dem Bibliotheks- und Vortragsgebäude.

Das Bibliotheks- und Vortragsgebäude bestand ebenfalls aus Stahlbetonfertigteilen. Der Vortragsraum war außen mit grünblauen Fliesen verkleidet, während die restliche Gebäudefassade entweder mit Betonelementen oder mit Metallplatten bedeckt waren. Die Fliesen waren auch im Treppenhaus zu finden. Zum Teil war noch die bauzeitliche Innenausstattung in der Bibliothek erhalten.

Sowohl der Gebäudetyp des Forschungslabors als auch dessen markante Fassadenkonstruktion und Materialität waren in Deutschland eine Seltenheit. Er war Resultat eines experimentellen sowie qualitativ hochwertigen Fertigteilbaus der 1960er-Jahre, der von der Beiersdorf AG damals beauftragt und in Hamburg realisiert wurde, um wachsen und international konkurrieren zu können. Der Komplex war daher aus bau-, kunst- und technikhistorischer Sicht relevant und erhaltenswert. Dennoch entschied der Beiersdorf-Konzern, sein Werksgelände am Standort Hamburg-Eimsbüttel zu erneuern und zu erweitern und in diesem Zuge das Forschungszentrum abzureißen. Auch wenn eine Modernisierung des Werksgeländes in Hinblick auf den internationalen Standortwettbewerb nachvollziehbar ist, stellt dieser Abriss einen großen Verlust für Hamburgs Denkmallandschaft dar.

Bauzeitenplan: Sarah C. Schreiner
Fotos Zustand 2019: Kristina Sassenscheidt
Fotos Abriss 2023: Hanno Plass, Martin Kunze