2020

2020 wurde die historistische Villa an der Alsterdorfer Straße 386 an die Tomczak Bauträger GmbH verkauft, der ankündigte, das Gebäude abzureißen, um das 1.328 m² große Grundstück für den Bau von sieben dreigeschossigen Stadthäusern zu nutzen.

Nach Bekanntwerden dieser Pläne entwickelte sich in der Nachbarschaft Protest: Es bildete sich eine Bürgerinitiative, die den Erhalt der Villa forderte. Sie sah neben dem Verlust historischer Substanz auch den Spielstraßen-Charakter der kleinen Straße Kieferhain durch das erhöhte Verkehrsaufkommen gefährdet, da der Neubauplan eine Erschließung über die Straße Kieferhain vorsah. Das Hamburger Abendblatt berichtete ausführlich über den Konflikt, und auch der Denkmalverein nahm Stellung gegen den Abriss. Die Initiative erstellte einen alternativen Entwurf mit Erhalt der Villa und zusätzlichen Neubauten auf dem Grundstück .

Die Alsterdorfer Villa wurde 1905 im historistischen Stil erbaut. In den 2000er-Jahren wurde die Villa mehrfach an- und umgebaut, eine Anliegerwohnung hinzugefügt, große Gauben eingebaut und die historischen Fassaden wurden verputzt. Aufgrund der Vielzahl Veränderungen hat das Denkmalschutzamt entschieden, sie nicht mehr als denkmalwürdig zu bewerten. Am 11. Juni 2020 begannen die Abrissarbeiten an der Alsterdorfer Straße 386, zwei Tage nachdem sich die Initiative an den Bauausschuss Nord mit dem Anliegen wandte.

Der Denkmalverein kritisiert deutlich den Abriss der Villa. Auch wenn Nachverdichtung in Zeiten von Wohnungsmangel in einer wachsenden Stadt wichtig ist steht sie nicht im Widerspruch mit dem Erhalt von historischer Bausubstanz. Durch kluge Konzepte wie Nachverdichtung, Aufstockung oder Umbau lässt sich die Flächennutzung optimieren. Gerade gründerzeitliche Villen können häufig sehr gut von mehreren Wohnparteien genutzt werden, und der Ausbau von Keller und Dachgeschoss erschließt zusätzliche Wohnfläche. Außerdem bewahrt die Erhaltung von Gebäuden auch die in ihnen gespeicherte „graue Energie“, spart wertvolle Ressourcen und vermeidet CO2-Ausstoß. Hamburgs Qualitäten dürfen und müssen nicht der Quantität im Wohnungsbau geopfert werden.

Fotos: Marietheres Spallek
Alternativer Entwurf - Copyright Kathja Schoop